Das Gebäude Ludwigstraße 15 wurde 1946 erbaut. Es diente zunächst als Unterkunft für französische Offiziere und deren Familien. Nach dem Abzug der französischen Truppen im Jahr 1977 stand das Gebäude, das zwischenzeitlich in den Besitz des Bundesvermögensamts übergegangen war, über ein Jahr lang ungenutzt leer.

“Das muss nicht sein”, dachten sich in der Nacht zum 29. November 1979 Menschen verschiedenster Couleur angesichts des teuren und knappen Wohnungsangebots in Tübingen. Nach dem Motto “bezahlbarer Wohnraum für alle“ wurde das Gebäude kurzerhand besetzt.

Seitdem leben in der Lu 15 Auszubildende, Arbeitende, Studierende, Schüler*innen, Arbeitslose, Kinder und Angestellte und freischaffende Künstler*innen.

In Mietverträgen mit dem neuen Hauseigentümer wurde der Bewohnerschaft die Selbstverwaltung für weitere 10 Jahre zugesichert. Geändert hatte sich, dass das Bundesvermögensamt das Objekt Ludwigstraße 15 am 1. April 1989 an das Tübinger Studierendenwerk A.d.ö.R. verkaufte. Doch auch wenn der Eigentümer wechselte – die Selbstverwaltung blieb.

2004 kündigte das Studierendenwerk den bisherigen Nutzungsvertrag, um das Haus zu sanieren und in ein konventionelles Wohnheim ausschließlich für Studierende umzuwandeln. Als Ende dieses Jahres die ersten Kündigungsschreiben ins Haus flatterten, setzte sich die Hausgemeinschaft mit verschiedenen Ideen zur Zukunft des Wohnprojektes Lu 15 auseinander. Oberste Priorität war es, das Haus weiterhin als bezahlbaren und selbstverwalteten Wohnraum für unterschiedliche Menschen – egal ob Arbeitende oder Studierende – zu erhalten. Gleichzeitig sollte langfristig verhindert werden, dass mit dem Haus auf dem Immobilienmarkt spekuliert wird.

Nachdem mit dem Studierendenwerk keine Einigung über den Erhalt des Wohnprojektes erzielt werden konnte, entschied sich die Hausgemeinschaft im Jahre 2006, das Gebäude nach dem Modell des Mietshäuser Syndikats zu erwerben. So wurde die Lu 15 noch im gleichen Jahr eine Projektinitiative des Syndikatsverbundes.

Bis zum Kauf des Gebäudes war es ein langer Weg. Drei zähe Jahre dauerten die Verhandlungen insgesamt an. Inmitten dieser Zeit bedrohte eine verlorene Räumungsklage das Fortbestehen des Wohnprojektes. Auf Grund des politischen Drucks und der vielfältigen Solidarität in Tübingen und darüber hinaus, stimmte der Verwaltungsrat des Studierendenwerks Ende 2007 dem Verkauf des Gebäudes zu.

2009 wurde das Haus dann schlussendlich nach dem Mietshäuser Syndikat – Modell gekauft und nach ökologischen Kriterien energetisch saniert: Neue Außendämmung, neues Heizsystem mit solarem Zugewinn und vieles mehr.
Vorrangiges Ziel der Sanierung war es, den Energieverbrauch des Gebäudes unter die Anforderungen an Neubauten zu senken.