Sandrine M. soll wie so viele andere Frauen trotz geschlechtsspezifischer Fluchtgründe wie z.B. Zwangsheirat und Vergewaltigung rücksichtslos abgeschoben werden. In Kamerun wurde Sandrine zu einer Zwangsheirat mit einem wesentlich älteren Mann gezwungen. Sie konnte dieser Zwangsehe entkommen und lebte mit ihrem Lebensgefährten und ihren Kindern zusammen. Ihr Lebensgefährte wurde Opfer des Bürgerkriegs der im Nordwesten von Kamerun tobt. Sie selbst konnte mit ihrer Tochter fliehen. Die Familie ihres Lebensgefährten gibt ihr aber die Schuld an seinem Tod und droht nun, sie zu ermorden. Ebenso wird sie von der Familien ihres “Mannes” mit dem Tod bedroht. Um zu überleben, musste sie also fliehen. Auf der Flucht war sie in Libyen im Gefängnis massiver Gewalt und Vergewaltigung ausgesetzt. Auf der Flucht über das Mittelmeer nach Italien musste sie mit ansehen wie andere Geflüchtete ertranken. In Italien saß sie wie viele Andere, auf Grund des völligen Mangels an Unterkünften, auf der Straße. Sie flüchtete deshalb weiter nach Deutschland und ist seit Kurzem in Tübingen. Dies soll sich jetzt aber auf Grund von Verordnung (EG) Nr. 343/2003, oder schöner dem Dubliner Übereinkommen, ändern. Zuständig für den Asylantrag ist nämlich das Land, dass „die Einreise veranlasst oder nicht verhindert hat“. Da Deutschland trotz aller Vorzüge keine Mittelmeerküste hat, soll Sandrine also nach Italien abgeschoben werden. Sandrine ist durch ihre Erlebnisse schwer traumatisiert und braucht dringend einen sicheren Ort und psychotherapeutische und psychiatrische Hilfe. Nichts davon ist in Italien gegeben. Seit den neuen Gesetzen vom 1.12. 2018 gibt es keine Garantie für Hilfe, Unterkunft und Therapie für Geflüchtete. Daher empfiehlt z.B. die Schweizer Flüchtlingshilfe (11. Januar 2019) keine – besonders keine verletzlichen – Personen nach Italien abzuschieben.
Palmer sagte dazu auf Anfrage von Courage, er stehe hinter Dublin III und man solle die Entscheidung Sandrine M. abzuschieben akzeptieren und Verständnis zeigen. Außerdem wolle er sich “nicht einmischen”. Interessante Aussage von dem Menschen, dem Nichts schwerer fällt als an den richtigen Stellen mal die Fresse zu halten. Aber Helfen ist halt anstrengender als Hetzen.
Für uns ist es klar, dass Sandrine hier bleiben muss. Wir solidarisieren uns mit allen Menschen die weltweit auf der Flucht sind und denken dabei explizit auch an alle geflüchteten Frauen*, da sie auf Grund ihres Geschlechts immer von noch mehr Diskriminierung und Gewalt betroffen sind.
Sollte es trotz Allem zu einer Abschiebung kommen, so wird es am Tag X+1 eine Demonstartion geben, also haltet die Augen offen.
Alle Geflüchteten bleiben!