Die Kultur stirbt. Nicht nur hier. Anders als Baumärkte gelten Kulturinstitutionen nicht als „systemrelevant“, das verwundert wenig, denn traditionell ist die Kunst eher in der Opposition zur Regierung beheimatet, oder nach Lessing „Erst kommt das Brot dann die Kunst“. Wir fragen uns deshalb, wo die Unterstützung für die Kultur bleibt. Damit meinen wir natürlich nicht uns! Wir wären schon froh, wenn die Polizei Reutlingen und Stuttgart sich dazu herablassen würde unsere, bei ihrem als rechtwidrig eingestuften Einsatz, beschädigten Türen zu bezahlen!

Nein wir reden von Clubs, Theatern, Bars, Museen und Buchläden. Kultur ist Bildung. Und Bildung ist verdammt nochmal absolut systemrelevant!

Ich glaube selbst wir verstehen, wieso es gerade keine Punkkonzerte gibt, aber wieso zur Hölle sind Museen und Buchläden geschlossen?

Museen bieten meist hohe, große, klimatisierte Räume, Zeitfenster, Online-Tickets, Masken sind Pflicht und über den Tag verteilte Besucher*innen verursachen nirgendwo massenhafte Kontakte.

Jeder Supermarktbesuch ist gefährlicher!

Für Erwachsene und Kinder bleiben diese Orte der Anregung, Wissensvermittlung und Erinnerung verschlossen.

Und es ist nunmal so, dass nur, wer sich kulturell bilden kann, aktiv an der politischer Gestaltung der Umwelt teilnehmen kann. Okay vielleicht besser sollte. Was passieren kann, wenn Menschen ohne kulturelle Bildung an der Gestaltung der Welt teilzunehmen versuchen sieht man ja an der AFD und den Trumps dieser Welt.

Die Möglichkeit in kulturelles Leben einbezogen zu sein schwindet momentan für viele Menschen. Wir müssen auch hier die erheblichen Ungleichheiten unserer Gesellschaft zur Kenntnis nehmen. Die Einschränkungen des öffentlichen Lebens lassen sich sicher als able-bodied Person in der gut ausgestatteten Wohnung mit entsprechendem kulturellen Anregungspotenzial besser bewältigen, als wenn Mensch keinen Computer, keine Bücher, keinen Fernseher und keine Wohnung sein eigen nennen kann.

Wir sitzen hier in der Hausbar der Lu15. Und Momentan ist der Raum eher eine Lagerstätte als ein kultureller Raum, wer ihn kennt weiß, dass es sowieso nicht unbedingt der gemütlichste Ort ist. Es ist aber ein Ort, der vor der Pandemie lebendig war. Gefüllt mit Menschen, mit dem Geruch nach Bier und Essen, gefüllt mit Musik. Und ja, es wäre gerade absolut unverantwortlich eine Band auftreten zu lassen und dazu 50 Leute in den kleinen Raum zu quetschen, zu viel billiges Bier anzubieten und dann zu schauen was passiert. So wie wir es früher gemacht haben, geht es also gerade nicht. Deshalb sitzen wir ja am Computer. Das ursprüngliche Konzept unserer Hausbar klingt vielleicht für manche Menschen eher wenig attraktiv, es ist aber trotzdem Kultur. Unsere Kultur.

Zu dieser Kultur gehört es auch, dass wir unseren Raum unkommerziell nutzen, keinen Eintritt verlangen und Essen gegen Spende anbieten. „Moment mal!“ könnte jetzt jemand sagen, „Wieso zahle ich denn dann nicht nur den Einkaufspreis für‘s Bier und wo gehen eigentlich meine Spenden für‘s Essen hin?!“ Ganz einfach: Alles, was wir an „Gewinn“ machen, geht an Menschen, die von staatlicher Repression betroffen sind. Angezeigt, angeklagt und verurteilt zu werden ist nämlich ziemlich einfach und leider ziemlich teuer. Momentan haben wir aber genau 0,0 gar keinen Umsatz. Geschweige Gewinn und deshalb dachten wir uns, dass wir diesen Moment der Öffentlichkeit, den ihr uns so naiv zugestanden habt, nutzen um ein bisschen Werbung für das Anarchist Black Cross suedwest zu machen.

Ziele des ABC sind Solidarität mit Gefangenen und Betroffenen von Repression zu zeigen, Betroffene und solidarische Menschen zu vernetzen und Unterstützung anzubieten. Darunter fällt die solidarische Prozessbegleitung und -beobachtung, damit Fälle von Repression und Gewalt an die Öffentlichkeit gebracht werden und betroffene Menschen nicht alleine kämpfen müssen.

Die lieben Menschen des ABC haben übrigens auch einen Spendenaufruf für die Lu15 und die von den

Hausdurchsuchungen betroffenen online gestellt. Den Link dazu findet ihr im Kommentarfeld.

Okay genug zu uns! Tschauuu!

Spendenkonto Lu15

Inhaber*in: Rote Hilfe OG Freiburg
IBAN: DE47 4306 0967 4007 2383 64
BIC: GENODEM1GLS
Spendenzweck (wichtig!): Lu15 & friends