Am 16. Januar verurteilte das Gericht von Gela den No MUOS Aktivisten Pippo (Giuseppe) Gurrieri zu sechs Monaten Haft. Sein Vergehen: Er zeigte Zivilpolizist*innen seinen Allerwertesten, als diese ihn und weiter Mitstreiter*innen aufforderten, nach einander aus dem Bus zu steigen, um alle einzeln abfilmen zu können. Es ereignete sich am 21. August 2016, als sie zusammen zum gemeinsamen und regional beworbenen Trekking bei dem militärischen Satellitenkommunikationssystem MUOS (Mobile User Objective System) im Südosten Siziliens fuhren, wo die Zivicops bereits auf sie warteten. Auch alle weiteren Teilnehmer*innen des Trekkings, die auch aus anderen Städten und Regionen angereist kamen, versuchte die Polizei zu filmen. Sie behaupten, diese übergriffige Maßnahme habe einen präventiven Charakter, um Straftaten abzuwenden – aber wir kennen ihre Repression und Einschüchterungsversuche. Die Gefahr vor Ort besteht nicht aus Menschen, die sich gegen den Krieg wehren, sondern darin, dass dort eine Kommunikationsanlage steht, die diese verbrecherischen Kriege überhaupt erst ermöglicht!
Weitere 23 Personen wurden für die Ereignisse des 21. August 2016 angeklagt, u.a. für das Aufschneiden des Zaunes des Militärgeländes. Sie alle wurden glücklicherweise freigesprochen, aber Pippo erhielt für seine harmlose und lustige Geste sechs Monate Haft, denn er habe „die Ehre und das Prestige“ der (zivil gekleideten!) Polizist*innen verletzt. Dies soll eine abschreckende Wirkung auch auf alle anderen haben, die sich gegen die Militarisierung Siziliens zur Wehr setzen. Die Bewegung No MUOS ist von harter Repression betroffen – Turi Vaccaro zum Beispiel befindet sich momentan im Hungerstreik im Gefängnis von Palermo, weil er direkte Aktionen gegen das MUOS durchführte – u.a. saß er 36 Stunden lang mit einem fleißig eingesetzten Hammer auf einer der militärischen Parabolantennen.

Pippo selbst betont, seine „Aktion war sicherlich ein Zeichen des Protests gegen diese unverschämte erkennungsdienstliche Erfassung, die auch viele Minderjährige betraf; aber es besteht kein Zweifel, dass es sich auch um eine amüsante Art handelte, um zu zeigen, wie die Aktivist*innen diesen langen Kampf gegen das MUOS leben, nämlich in voller Heiterkeit, indem sie in einer absolut unbeschwerten Manier dieser strengen, düsteren und bedrohlichen Atmosphäre entgegentreten, mit der die Sicherheitskräfte die Prostestaktionen handhaben.“
Pippo legt Berufung gegen diese Gerichtsentscheidung ein und es bleibt abzuwarten, ob der 65-Jährige Anti-Militarist und Herausgeber der anarchistischen Zeitung „Sicilia Libertaria“ tatsächlich ins Gefängnis muss.

Es ist absurd, dass das simple Zeigen des Hinters die offensichtlich recht empfindliche und spärliche „Ehre“ der Polizei derart ins Schwanken bringen kann, dass dies mit einer Gefängnisstrafe geahndet werden soll! Freiheit für Pippo und alle, die sich in diesen Zeiten mutig gegen Krieg, Rassismus und Faschismus stellen! Unsere Hintern für eine bessere Welt – butts against bulls!