Am 2.Juli 2020 um sechs Uhr morgens durchsuchten etwa 30 vermummte
BFE-Polizist*innen das selbstverwaltete Wohnprojekt Lu15. Mit
Taschenlampen und schwer bewaffnet drangen sie in die Privatzimmer der
Bewohner*innen ein. Grund für die Razzia war laut Staatsanwaltschaft in
Stuttgart der Vorwurf des Landfriedensbruchs und der gefährlichen
Körperverletzung in drei Fällen. Einem Bewohner der Lu15 wird
vorgeworfen, an einem Angriff auf Neonazis in Stuttgart beteiligt
gewesen zu sein. Es ist unklar wie die Polizei zu dem Vorwurf kommt, da
die betreffende Person am Tattag nicht in Stuttgart war. Bilder belegen
dies. Die Polizei nahm die Person mit auf die Wache und nahm ihr gegen
ihren Willen DNA ab.

Die Polizei dringt gewaltvoll ein
Eine Bewohnerin des Hauses wertet das unverhältnismäßige Vorgehen der
Polizei als „Einschüchterungsversuch“. Die Beamt*innen brachen die
Wohnungstür gewaltvoll auf. Teile der Wand sind abgerissen,
abgebröckelter Putz liegt um die kaputte Tür. Ohne Vorwarnung sind die
Beamt*innen in die Zimmer der Bewohner eingedrungen, haben diese bewacht
und kontrolliert. „Ich war nackt“, berichtet eine Bewohnerin, „als sie
mich mit ihren Taschenlampen anleuchteten“. Ihr wurde nicht gesagt, ob
sie ihr Zimmer verlassen dürfe oder nicht. Die Beamt*innen hätten zudem
den Namen des Einsatzleiters nicht rausgegeben.

Lu15 lässt sich nicht klein kriegen
Zum zweiten Mal in diesem Jahr greift die Polizei „das Sicherheitsgefühl
im eigenen Haus“ an: „Mit diesem einschüchternden Verhalten versuchen
sie die Lu15 zu traumatisieren“, so die Bewohnerin. „Wenn die Polizei
denkt, dass sie uns so klein kriegen könnte, irrt sie sich. Je öfter wir
diese Art von Polizeigewalt erleben, desto entschlossener werden wir
dagegen vorgehen“, insistiert sie.

Der Staat kriminalisiert die Linke
Mit der Razzia in der Lu15 kriminalisieren die Behörden selbstbestimmtes
Leben und Wohnen. Die Lu15 werde als „Gefahr für die Gesellschaft“
stigmatisiert, so die Meinung aus dem Wohnprojekt, „was wir aber nicht
sind, wir setzen uns für die Gesellschaft ein, gegen Krieg,
Polizeiwillkür und Diskriminierung“. Die Lu15 leistet
Nachbarschaftshilfe: „Uns ist es wichtig wie es unserem Viertel geht“,
berichten Bewohner*innen. Zu Beginn der Corona-Krise richtete die Lu15
ein Nachbarschaftstelefon ein. Menschen, die zu einer Risikogruppe
gehören, können hier anrufen und erhalten Unterstützung.
Mit dem Einsatz gegen die Lu15 greift die Staatsgewalt erneut die
Tübinger Linke an. Der Staat geht mit allen Mitteln gegen Leute vor, die
sich kritisch äußern. Wir lassen uns aber nicht unterkriegen: Für
selbstbestimmtes und freies Leben. Für die Lu15!