Am 10.07. fand in Tübingen eine Demonstration unter dem Motto „Unsere Solidarität wächst mit jedem neuen Angriff!“ statt. Aufgerufen wurde zu der Demo auf Grund der Durchsuchung von mehreren Objekten in ganz Baden-Württemberg, sowie dem Wohnprojekt Lu15 in Tübingen am 02.07. Der fadenscheinige Grund für diesen erneuten Einschüchterungsversuch – die Lu 15 war bereits fünf Monate vorher das Ziel einer Razzia gewesen – war ein am 16.05. in Stuttgart stattgefundener Angriff auf Neonazis mit guten Kontakten zum NSU-Umfeld. Der Antifaschist Jo sitzt seitdem in Stammheim in Untersuchungshaft. Es nahmen um die 400 Menschen an der Demonstration teil, um ihre Wut über das erneute Fehlverhalten der Polizei und ihre Solidarität mit Antifaschist*innen auf die Straße zu bringen. Die Demonstration begann um 20:00 am Haagtor. Bevor die Demonstration sich in Begleitung der Polizei Richtung Marktplatz in Bewegung setze, wurde ein Grußwort verlesen, das sich solidarisch an den in Untersuchungshaft sitzenden Jo richtete. Am Holzmarkt hielt das Offenen Treffen gegen Faschismus und Rassismus einen Redebeitrag über die ultrarechte Pseudogewerkschaft Zentrum Automobile. Dabei sollte klar gemacht werden, was für eine strukturelle Gefahr von einer solchen, etablierten neonazistischen Organisation ausgeht. Weiter hielt about:utopia einen Redebeitrag, der sich mit Kritik an der Polizei, deren Verfehlungen und Alternativen zu dieser unreformierbaren Struktur beschäftigte. Daraufhin zog die Demonstration mit lauten Parolen, welche die Polizei und den Staat kritisierten, weiter durch die Mühlstraße und über die Neckarbrücke zum Zinser-Eck. Dort fand eine weitere Zwischenkundgebung statt, wo die Münze 13 sich aus einer kritischen Perspektive mit den Gefahren der sich weiter ausbreitenden Überwachung des öffentlichen Raumes auseinandersetzte. Weiter versuchte about:utopia die aktuellen Vorgänge in einen gesellschaftlichen Rahmen einzuordnen. Während immer mehr faschistische Netzwerke in Polizei, Verfassungsschutz und Militär aufgedeckt werden, sind stattdessen linke Strukturen immer häufiger Angriffen ausgesetzt. Von dort aus ging es weiter über die Blaue Brücke und durch die Eugenstraße, in der Südstadt, zum Sternplatz, wo die Abschlusskundgebung stattfand. Das Epplehaus sprach dabei über das in der Gesellschaft durch Film, Fernsehen und Kinderbücher verankerte positive Bild der Polizei, welches dazu führe, dass berechtigte Kritik an polizeilichen Strukturen kein Gehör findet. Zum Abschluss hielt der Betroffene der Hausdurchsuchung in der Lu15 einen Redebeitrag bei dem er das Erlebte schilderte und sich für die erfahrene Solidarität bedankte. Weiter machte er deutlich, dass die Durchsuchung auch im Zusammenhang mit seinen Recherchen zu rechten Netzwerken, die ebenfalls die baden-württembergischen Polizei betreffen, betrachtet werden sollte. Wir als Lu15 waren sehr zufrieden mit der lauten und kraftvollen Demonstration. Es ist unerlässlich, dass Menschen gegen Ungerechtigkeit, gegen Polizeiwillkür und gegen Faschismus aufstehen! Wir danken Allen, die sich solidarisch gezeigt haben, uns in vielerlei Hinsicht unterstützt haben und die heute mit uns zusammen auf der Straße waren.